Ziele und Komponenten von Profile deutsch
Ziele und Komponenten von Profile deutsch
1. Kann-Beschreibungen
Das Kernstück von Profile deutsch sind die Kann-Beschreibungen und die dazugehörigen Beispiele. Mit positiven Formulierungen wird in den Kann-Beschreibungen festgehalten, was Lernende wie gut auf einem bestimmten Niveau tun können. Das allgemein anerkannte System von Kann-Beschreibungen erleichtert den Vergleich von Lernzielen, Materialien und Tests oder kann helfen, Lernerfolge klarer einzuschätzen. Die kommunikative Sprachkompetenz eines Lernenden wird in verschiedenen kommunikativen Sprachaktivitäten realisiert: Rezeption, Produktion, Interaktion und Sprachmittlung. Jede dieser Aktivitäten kann in mündlicher oder schriftlicher Form oder in beiden vorkommen (vgl. Tabelle).
Aktivitäten | Form | Fertigkeiten |
---|---|---|
Interaktion | mündlich | Hören und Sprechen |
Interaktion | schriftlich | Lesen und Schreiben |
Rezeption | mündlich | Hören |
Rezeption | schriftlich | Lesen |
Produktion | mündlich | Sprechen |
Produktion | schriftlich | Schreiben |
Sprachmittlung | mündlich | Dolmetschen |
Sprachmittlung | schriftlich | Übersetzen |
Tabelle: Die Kann-Beschreibungen in Profile deutsch, geordnet nach Aktivitäten, Form und Fertigkeiten.
1.1 Globale Kann-Beschreibungen
In den globalen Kann-Beschreibungen wird insbesondere die Qualität der erwarteten sprachlichen Leistung formuliert. Sie beschreiben allgemein, wie gut jemand etwas in Bezug auf die vier sprachlichen Aktivitäten auf einem bestimmten Niveau tun kann. Die globalen Kann-Beschreibungen sind nicht an eine bestimmte Situation gebunden. Sie fokussieren die Qualität sprachlicher Handlungen in umfassender Form und sind in unterschiedliche Qualitätsmerkmale gegliedert, welche die Kompetenzentwicklungen im besten Fall über alle sechs Niveaus (A1–A2, B1–B2, C1–C2) sichtbar machen.
1.2 Detaillierte Kann-Beschreibungen
Die detaillierten Kann-Beschreibungen sollen vor allem das typische oder wahrscheinliche Verhalten von Lernenden auf den verschiedenen Niveaus umschreiben. Diese Kann-Beschreibungen sagen etwas darüber aus, was Lernende tun können. Sie beschreiben detailliert verschiedene sprachliche Handlungen und welche sprachlichen Aufgaben auf einem bestimmten Niveau bewältigt werden können. Die Kann-Beschreibungen sind verschiedenen sprachlichen Grundhandlungen zugeordnet. Die detaillierten Kann-Beschreibungen werden durch Beispiele verdeutlicht und durch mögliche Textsorten ergänzt. Sie verstehen sich als Vorschläge, die beim Unterrichten oder bei der Materialerstellung helfen, passend auf die Bedürfnisse einer Lerngruppe reagieren zu können. Auch Testkonstrukteure können sie bei der Erstellung von Testmaterialien hilfreich einsetzen.
2. Sprachliche Mittel
Durch die Ordnung in verschiedene Kategorien (thematischer Wortschatz, Sprachhandlungen mit kulturspezifischen Aspekten, allgemeine Begriffe und Wörterbuch) findet der Benutzer schnell und gezielt sprachliche Mittel, die für die Lösung einer Aufgabe hilfreich sein können. Zu jedem sprachlichen Element gibt es Angaben, auf welchem Niveau (A1–B2) das Element rezeptiv oder produktiv benutzt werden sollte. Hinzu kommt jeweils mindestens ein Beispielsatz zur möglichen Verwendung. Weitere Detailangaben (Wortart, Pluralform, Verbformen usw.) ergänzen den Eintrag. Durch Verweise sind die verschiedenen sprachlichen Mittel miteinander verbunden. Das Wörterbuch ergänzt und erweitert die anderen Kapitel.
2.1 Thematischer Wortschatz
Mit dem thematischen Wortschatz kann man sich auf Personen, Dinge, Handlungen usw. in einem spezifischen thematischen Umfeld beziehen, z. B. „Arbeit und Beruf“. Anhand dieses Wortschatzes kann man über ein bestimmtes Thema sprechen oder in einer konkreten Situation handeln, z. B. am Arbeitsplatz jemandem ein neues Computerprogramm erklären. Der thematische Wortschatz ist sehr umfangreich. Es ist deshalb wichtig, dass je nach Interesse und Bedürfnis der Lernenden eine Auswahl getroffen wird oder unter Umständen in speziellen Bereichen weitere Wörter und Ausdrücke ergänzt werden. Profile deutsch gliedert den thematischen Wortschatz in 15 Themenbereiche: Personalien/Informationen zur Person, Wohnen, Umwelt, Reisen und Verkehr, Verpflegung, Einkaufen, öffentliche und private Dienstleistungen, Körper, Gesundheit und Hygiene, Wahrnehmung und Motorik, Arbeit und Beruf, Ausbildung/Schule, Fremdsprache, Freizeit und Unterhaltung, persönliche Beziehungen und Kontakte, Politik und Gesellschaft. Ergänzt werden die Einträge mit Informationen, auf welchem Niveau ein Wort rezeptiv und produktiv verwendet wird, und einem Beispielsatz sowie grammatischen Angaben; außerdem mit Verweisen auf zusammenhängende Wörter oder Strukturen. Für spezielle Bedürfnisse und konkrete Gruppenprofile gibt es sogenannte offene „Wortfelder“. Die Einträge in den Wortfeldern haben keine Niveauzuordnung und sollen als Anregung dienen, den Wortschatz je nach Bedürfnis und Interesse selbst zu ergänzen. Bei vielen Einträgen finden sich auch Hinweise auf Varianten in den verschiedenen deutschsprachigen Ländern. Darüber hinaus gibt es in eigenen „D-A-CH-Fenstern“ zusätzliche Informationen zu landesspezifischen Sachbegriffen.
2.2 Sprachhandlungen
Die Sprachhandlungen umfassen Rede- und Schreibmittel für sprachliche Aktivitäten. Damit kann der Sprecher seine Gefühle, Einstellungen, Gedanken oder Absichten ausdrücken, um Informationen auszutauschen, die sozialen Beziehungen aufrechtzuerhalten oder z. B. ein Gespräch zu strukturieren. Die Sprachhandlungen in Profile deutsch sind nach kommunikativen Absichten gegliedert: Informationsaustausch, Bewertung, Kommentar, Gefühlsausdruck, Handlungsregulierung, soziale Konventionen, Redeorganisation und Verständigungssicherung. Unter einer eigenen Kategorie sind kulturspezifische Aspekte von Sprachhandlungen gesammelt. Hier werden vor allem Redemittel aufgeführt, die kulturell „sensibel“ sind.
2.3 Allgemeine Begriffe
Beim Sprechen oder Schreiben drücken die Sprecher – neben den Absichten und dem speziellen Thema – immer auch allgemeine Vorstellungen und Konzepte aus. Diese allgemeinen Konzepte betreffen z. B. Informationen über Zeitverhältnisse oder Raumverhältnisse. Diese Begriffe unterscheiden sich vom thematischen Wortschatz dadurch, dass sie nicht auf ein bestimmtes Thema beschränkt sind. So kann man verschiedene Ausdrücke in ganz verschiedenen Kontexten verwenden. Profile deutsch hat für die Darstellung der allgemeinen Begriffe folgende Gliederung übernommen: Personen, Gegenstände, Dinge, Begriffe, Existenz, Raum, Zeit, Quantität, Eigenschaften, Relationen.
2.4 Wörterbuch
Das integrierte Wörterbuch „Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache“ enthält über 33 000 Einträge mit Angaben zur Grammatik, zu Bedeutungsvarianten, zu Wortbildung und Idiomatik. Das Wörterbuch ergänzt die anderen Listen und ermöglicht es, gezielt Wortschatz für die Niveaus C1 und C2 zusammenzustellen. Die Einträge sind alphabetisch geordnet und enthalten Angaben zu den Niveaus A1–B2, wenn die Wörter auch in den Listen des thematischen Wortschatzes oder in der Liste der allgemeinen Begriffe vorkommen. Vom thematischen Wortschatz und den allgemeinen Begriffen gibt es wiederum einen direkten Zugang zum Wörterbuch. Die idiomatischen Wendungen und die Wortbildung werden speziell hervorgehoben, da diese auf den höheren Niveaus eine besondere Rolle spielen. Das Wörterbuch soll als Anregung dienen, um Wortschatz für spezifische Gruppen zusammenzustellen.
3. Grammatik (A1–B2)
Profile deutsch bietet zwei verschiedene Zugangsmöglichkeiten zu grammatischen Phänomenen:
- Die systematische Grammatik: Einträge werden nach den Kategorien der systematischen Grammatikbeschreibungen in den Gruppen Text – Satz – Wort dargestellt.
- Die funktionale Grammatik: Einträge erscheinen entsprechend den unterschiedlichen Intentionen und Funktionen, die sie erfüllen können.
3.1 Systematische Grammatik
Die systematische Darstellung der Grammatik gliedert sich in folgende fünf Hauptgruppen: Text, Satz, syntaktische Einheiten, Wörter, Wortbildung. Zu jedem Kapitel gibt es unter „Erklärung“ einen Text, in dem allgemeine Charakteristika beschrieben sind. Unter „Beispiele“ befinden sich dann sämtliche Beispielsätze mit Niveauangabe. Die Beispielsätze sind zum größten Teil den Wortschatzlisten „Sprachhandlungen“ und „Allgemeine Begriffe“ entnommen.
3.2 Funktionale Grammatik
Die funktionale Zugangsweise bietet eine Gruppierung grammatischer Phänomene nach Intentionen, Relationen und Textelementen. Die funktionale Darstellung zeigt, welche sprachlichen Mittel z. B. für eine Sprechintention auf einem bestimmten Sprachniveau zur Verfügung stehen und diese werden in der Folge mit konkreten Beispielen verdeutlicht.
4. Texte und Textmuster
Unter dem Begriff „Textsorten“ sind Texte in einer Textliste zusammengefasst, die eine ähnliche Funktion haben oder ein vergleichbares Ziel anstreben (z. B. Textsorte „Bewerbungsgespräch“). Profile deutsch enthält eine Liste, in der rund 160 verschiedene Textsorten erfasst sind. Sie sind nach sechs verschiedenen Aspekten kategorisiert:
- Kanal: mündlich – schriftlich
- Interaktion: zeitgleich – zeitversetzt
- Medium: z. B. Radio und Audioaufnahmen, neue Medien, Buch
- Zweck: z. B. allgemeine Information, Werbung, Unterricht
- Darstellungsform: z. B. Grafiken und Tabellen, Bilder
- Bereich: privat, öffentlich, Beruf, Bildung
Die Textsorten sind mit detaillierten Kann-Beschreibungen verknüpft, d. h. zu jeder detaillierten Kann-Beschreibung wird eine Anzahl von Textsorten aufgelistet, die im Zusammenhang mit dieser Kann-Beschreibung wichtig sein könnten. Manche Textsorten, wie z. B. eine Bedienungsanleitung, sind immer ähnlich aufgebaut und auch im Inhalt und den Formulierungen konventionalisiert. Zu solchen Textsorten lassen sich Textmuster beschreiben. Diese Textmuster werden in unterschiedlichen Kulturen oft verschieden realisiert. Deswegen werden in Profile deutsch rund 35 Textmuster dargestellt, die folgende Textmerkmale beschreiben: Kurzcharakterisierung, Aufbau, Sprache, Grammatik, Wortschatz und bei mündlichen Textmustern auch phonetische Mittel und Körpersprache.
5. Lern- und Prüfungsstrategien
Strategien setzt man ein, um die eigenen Ressourcen zu mobilisieren, Fähigkeiten und Prozesse zu aktivieren und Aufgaben möglichst erfolgreich und ökonomisch zu erledigen. Strategien sind mentale Pläne, die für sich nicht sichtbar sind. Erst bei der Umsetzung oder durch die Anwendung einer bestimmten Technik wird eine Strategie nachvollziehbar. Für die Umsetzung einer Strategie stehen in der Regel mehrere Vorgehensweisen oder Techniken zur Verfügung, für die sich das Individuum je nach Persönlichkeit, sprachlicher und strategischer Kompetenz oder je nach Handlungskontext usw. entscheiden kann. Profile deutsch unterscheidet zwei Typen von Strategien:
Kommunikative Strategien für die Sprachverwendung
- Rezeptionsstrategien
- Produktionsstrategien
- Interaktionsstrategien
- Sprachmittlungsstrategien
Lern- und Prüfungsstrategien für das Sprachlernen
- Affektive Strategien
- Entscheidungsstrategien
- Memorierungsstrategien
- Problemlösungsstrategien
- Soziale Strategien
- Strategien zur Selbstregulierung
- Verarbeitungsstrategien